Zielsetzung

Das HeRoes-Projekt ist ein Gewaltpräventions- und Gleichberechtigungsprojekt. Den meisten extremistischen Gruppierungen, die fundamentalistisch-religiös oder aber auch nationalistisch-identitär motiviert sind, liegt ein biologistisches Geschlechterdenken zugrunde. Das Projekt HeRoes zielt darauf ab, genau diese ideologische Prämisse zu demontieren und somit extremistischen Strömungen entgegenzuwirken. Die Zielgruppen des Projekts erarbeiten sich in einem reflexiven Prozess ein aufgeklärtes, demokratisches und auf Menschenrechten basierendes Menschenbild, in dem Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Schließlich umfasst der subjektorientierte Grundgedanke von HeRoes, dass Veränderungen bei jedem Einzelnen anfangen: in den Familien, in den Schulen und in der Nachbarschaft. Das Projekt verfolgt die Intention, präventiv über kulturell begründete, patriarchale Familienmuster aufzuklären, um gewaltbereite Tendenzen bei Jugendlichen abzumildern und zu verhindern.

Zielgruppe

So engagieren sich im Rahmen des HeRoes-Projekts junge Männer gegen die Unterdrückung im Namen der Ehre und für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Das Projekt richtet sich primär an männliche Jugendliche und junge Erwachsene mit (post-)migrantischem Hintergrund im Alter von 16-21 Jahren aus dem Raum Offenbach. Diese kommen vorrangig aus traditionell-konservativen Familien und nehmen meistens eine Schutzrolle gegenüber ihren weiblichen Familienangehörigen ein. Auf sekundärer Ebene richtet sich das Projekt an Schüler*innen oder aber auch an Jugendeinrichtungen, welche die Angebote des Projektes wahrnehmen können. Darüber hinaus umfasst die Zielgruppe auch Fachkräfte im Erziehungs- und Bildungsbereich mit dem Ziel, diese zur Thematik der Ehrgewalt zu sensibilisieren.

Qualifizierungsphase

In wöchentlichen Gruppentreffen setzen sich die am Projekt beteiligten jungen Männer gemeinsam unter der Anleitung von zwei männlichen Gruppenleitern und einer Gruppenleiterin mit Themen wie Diskriminierung, Identität, Ehre, Geschlechterrollen, LGBTQI+ -Feindlichkeit, Extremismus, Demokratie, soziale Ungerechtigkeit, Gewalt und Menschenrechten auseinander. Neben der Vermittlung von Fachwissen werden die Jungen im Sinne einer demokratiepädagogischen Menschenrechtsbildung in ihren Haltungen und ihrer Rolle als Multiplikatoren gestärkt. Sie erleben das Projekt als „safe space“, der Ihnen auf empathische Art und Weise und vorurteilsfrei viel Raum für den Austausch von persönlichen Erfahrungen, Sichtweisen und Reflexionsmöglichkeiten bietet. In einer vertrauensvollen geschützten Atmosphäre können die jungen Heranwachsenden miteinander über wichtige Themen sprechen, die sie in ihrem sozialen Umfeld bewegen und lernen einen reflexiv hinterfragenden Umgang mit sensiblen Themen. Nach Bedarf und Interesse werden zu bestimmten Themeninhalten Expert*Innen eingeladen und gemeinsam themenrelevante Veranstaltungen, Ausstellungen u. Ä. besucht. Vor allem erlebnispädagogische Methoden haben sich an dieser Stelle als besonders erfolgreiche Methode der pädagogischen Arbeit mit den jungen Heranwachsenden erwiesen.

Nach ca. einem Jahr intensiver Gruppensitzungen werden die jungen Männer zu HeRoes zertifiziert. Ihre Funktion und Aufgabe besteht fortan darin, sowohl innerhalb der eigenen Community Veränderungsprozesse als Multiplikatoren anzustoßen als auch im Rahmen der Workshops, die sie in Schulen und Jugendeinrichtungen als Peer-Educator anbieten, einen enttabuisierenden Diskurs zu Gleichberechtigung und Unterdrückung im Namen der Ehre zu eröffnen.

Peer-Education

Die Workshops, die die zertifizierten HeRoes anbieten, sind methodisch nach dem Ansatz der Peer-Education und mit kreativen Elementen aus der Theaterpädagogik konzipiert. Besonders bei sensiblen Themen lernen Jugendliche am besten von etwa Gleichaltrigen, die über eine vergleichbare Sozialisationsgeschichte und einen ähnlichen soziokulturellen Hintergrund verfügen. In den Workshops regen die HeRoes die Jugendlichen mit Rollenspielen dazu an, über gesellschaftsrelevante Themen zu diskutieren. Die Diskussion und Reflexion von tabuisierten Themen wie geschlechtsspezifische Unterdrückung, Extremismus, Rassismus, usw. stellt hierbei ein wesentliches Ziel dar. Den Workshop-Teilnehmenden werden alternative Sichtweisen angeboten, die auf den Werten unserer demokratischen Grundordnung basieren. Die Jugendlichen werden auch dazu motiviert, gegen extremistische Sichtweisen Stellung zu beziehen und diese in ihrem sozialen Umfeld nach außen zu tragen.